Forum - Nonnenmattweiher aktuell
 
   
   
  Die im Folgenden veröffentlichten Leserbriefe spiegeln die Eindrücke und Auffassungen verschiedener Besucher des Naturschutzgebiets. Gerne können Sie uns schreiben:

webmaster@nsg-nonnenmattweiher.de

   
 
REISEEXPERTENE AUF TOUR:
Nonnenmattweiher - eine Perle der Natur im Schwarzwald
  Badische Zeitung vom 24.8.2013

Still ruht dieser See nicht

mehr>>
 
   
  Edingen-Neckarhausen, den 27. Juni 2013

Sehr geehrter Herr Quartier,


durch Zufall bin ich auf Ihre Web-Site geraten. Was sich in den letzten Jahren am Nonnenmattweiher zugetragen hat, macht mich sprachlos. Ich kenne den Weiher aus den Jahren 1960 bis 1970. Meines Wissens wurde damals weder gebadet und schon gar kein Adventsmärkte abgehalten. Wanderer waren wenig unterwegs. Meistens (jedenfalls werktags) war man allein. Eine Idylle, die natürlich heutzutage nutzbar gemacht werden muss. Das Prädikat „Naturschutzgebiet“ oder Weltkulturerbe der Unesco dient häufig nur noch dazu, das „Produkt“ besser an die Touristen zu bekommen bzw. Kasse zu machen. Und nun kommen noch die Windräder . . . . Nun ja, jedenfalls hat es mich sehr gefreut festzustellen, dass es noch ein paar „Aufrechte Naturschützer/-liebhaber“ gibt. Ein bisschen macht sich bei mir nämlich mittlerweile angesichts der in meinen Augen meist negativen Entwicklung allerorten Resignation breit. Um so schöner fand ich also Ihre Web-Site.

Mit freundlichen Grüßen

Irmgard Pühringer
   
  Auch das noch:

BZ vom 27.11.2012

Eine zündende Idee

Zum ersten Adventsmarkt am Nonnenmattweiher kamen am Samstag viele Neugierige / Tolles Wetter für Spaziergänge

Von unserem Mitarbeiter Edgar Steinfelder

NEUENWEG. Damit, dass der allererste Adventsmarkt am Nonnenmattweiher einen so riesigen Publikumszulauf haben würde, hatten die Veranstalter wohl nicht gerechnet. Die vielen Besucher der Veranstaltung hatten ihre helle Freude an diesem kleinen und beschaulichen Markt abseits der Städte. Dass am Wochenende mildes Herbstwetter statt Winterkälte herrschte, konnte ihnen nur recht sein.

An den geschmackvoll dekorierten Verkaufsständen wurden meist handgefertigte Accessoires für die Advents- und Weihnachtszeit angeboten. Aber auch leckeres Weihnachtsgebäck, natürlich von den Ausstellern selbst gebacken, war schnell ausverkauft. Da sah man viele Gäste, die ihre Tüten gleich öffneten und die Leckerlis noch vor Ort probierten.

Überall an den Bistrotischen standen die Besucher in Gruppen, ließen sich einen Glühwein munden und führten Gespräche im Schein der Finnenfackeln. Sogar ein Brenngeschirr zum Herstellen von Hochprozentigem war vor einem Stand aufgebaut. Von dem Vorlauf, der dort gebrannt wurde, konnte allerdings noch nicht gekostet werden, denn er hatte noch einen Alkoholgehalt von 86 Prozent. Trotzdem ließen sich die Gäste den Brennvorgang im Detail erklären.

Für eine gemütliche Adventsmarktstimmung sorgte auch der Musikverein Neuenweg mit seinem unterhaltsamen Repertoire. Die Krippenausstellung im Obergeschoss des Holzhauses vor der Fischerhütte war ebenfalls Anziehungspunkt für die Besucher. Nicht nur die Erwachsenen, sondern auch viele Kinder staunten über die Holzfiguren und die in verschiedenen Formen gestalteten Krippenställe. Am Nachmittag nutzten viele Gäste den Besuch auf dem Adventsmarkt bei dem schönen Herbstwetter zu einem Spaziergang um den Nonnenmattweiher.

Die Besucher und die Aussteller waren jedenfalls mit dieser Adventsmarktpremiere vollauf zufrieden und freuen sich schon auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Der Markt wurde von Rosi Eichin und Werner Schwald (Fischerhütte) organisiert.
   
  MT vom 23.11.12
   
  BZ vom 15.11.2012

Besonderer Adventsmarkt in Neuenweg

Am Samstag, 24. November am Nonnenmattweiher

NEUENWEG (jac). Zum ersten Mal findet am Samstag, 24. November, von 13 bis 21 Uhr ein Adventsmarkt bei der Fischerhütte am Nonnenmattweiher statt, organisiert von Rosi Eichin und Werner Schwald. "Ich dachte nicht, was es in Neuenweg so alles gibt", staunte der Fischerhüttenwirt über das kreative Potenzial, und so kommen drei Viertel der Marktbeschicker mit ihren regionalen Produkten aus dem Ort. Auch die Neuenweger Vereine machen mit, der Musikverein wird die Besucher auf die Weihnachtszeit einstimmen.

An 12 bis 14 Chilbi-Ständen, die man rund um einen großen Weihnachtsbaum aufstellen will, werden unter anderem Holzwaren, Schmuck, Töpferwaren, Strickwaren, Floristik und Produkte aus Blech- und Steinbearbeitung angeboten, und es soll eine kleine Krippenausstellung geben.

Per Pferdekutsche vom Parkplatz zum Marktareal

Wenn es dunkel wird, sorgt Lichterglanz für die richtige Adventsstimmung, zum Aufwärmen gibt es Glühwein mit Waffeln, von den Jägern voraussichtlich Apfelglühwein. Auch Schau-Schnapsen ist im Programm.

In der Fischerhütte will Werner Schwald Wildschweingulasch servieren. Die Besucher können auf dem Parkplatz beim Nonnenmattweiher parken. Man kann dann die 500 Meter zum Adventsmarkt zu Fuß gehen, oder sich mit der Pferdekutsche chauffieren lassen.

 
   
  Parkplatz am 30.5.2012
Foto: Jörg Bandell

So sah der Parkplatz am 30. Mai 2012 aus! Es wird mal wieder gerodet - zum Glück nicht unmittelbar am Weiher....
   
 
Fotos: Jörg Bandell
   
 
Oktober 2011

Sehr geehrte Damen und Herren,


ca. 10 Jahre meiner Jugend haben wir mindestens einmal im Jahr Ferien auf dem Haldenhof gemacht. Den Nonnenmattweiher als Kleinod haben wir kaum einen Tag ausgelassen. Nun ca. 20 Jahre später möchte ich an diesen wunderschönen Ort wieder zurückkehren - und muss im Internet lesen und sehen, dass er unwahrscheinlich verändert wurde und seine ursprüngliche Idylle nahezu verloren hat. Ich bin total geschockt und mir nicht sicher, ob ich jemals wieder an diesen Ort zurückkehren möchte. Es ist eine Schande!

Ich hoffe, irgendjemand beweist den Mumm und den Verstand, die Schäden wieder "zu reparieren" und tut dies wirklich im Sinne der Natur!

Eike Poddey
   
 
Der Nonnenmattweiher im August 2010

In zahlreichen Schriften und Bildern haben wir, Naturfreunde aus nah und fern, unsere Empörung zum Ausdruck gebracht über die brutalen und zum größten Teil völlig unnötigen Veränderungen im ‚Naturschutzgebiet Nonnenmattweiher’. Inzwischen sind zweieinhalb Jahre vergangen seit die umfangreichen Holzfällarbeiten abgeschlossen wurden. Uns ist allen klar, den Nonnenmattweiher, so wie wir ihn vor Jahren gekannt und geschätzt haben, gibt es nicht mehr und wird es nie wieder geben. Eine andere Landschaft ist entstanden. Schon in früheren Berichten habe ich zum Ausdruck gebracht, es gibt bei allem Ärger einen Trost: die Natur selbst sorgt dafür, dass die vom Menschen verursachten Schäden teilweise überdeckt und unsichtbar gemacht werden. Einige Rodungsflächen sind heute überwuchert und selbst manche Baumstümpfe können nicht mehr erkannt werden. Die allermeisten heutigen Besucher nehmen den Nonnenmattweiher so wie er sich ihnen darbietet und erfreuen sich an ihm. Viele wissen gar nicht, wie es hier früher aussah, oder sie haben die Veränderungen vergessen oder einfach zur Kenntnis genommen.

Der Weg um den Weiher herum ist nach wie vor ein Erlebnis, blickt man vor allem auf die Torfinsel und auf die durch den Wind und die Sonnenbestrahlung sich ständig verändernde Wasseroberfläche. Natürlich vermissen wir die mächtigen Bäume, die gerade hier am Ufer standen und dem See mit ihren dunklen Schatten etwas Geheimnisvolles gaben. Sie sind den Motorsägen gleich bei der ersten Rodungsaktion zum Opfer gefallen. Ihre Baumstümpfe sind überall noch deutlich zu sehen. Anfangs haben wir uns über die Verbreiterung des Weiherrundwegs geärgert. Das sich an den Rändern ausbreitende Gebüsch lässt ihn zum Glück an einigen Stellen wieder enger werden. Die Weidenröschen haben sich überall gewaltig ausgedehnt. Im Sommer blühen sie zusammen mit einer Reihe anderen Pflanzen, die für den Schwarzwald insgesamt typisch sind. Das sieht sehr hübsch aus. Auch das Schilfgras hat sich, vor allem im südwestlichen Teil des Weihers, ausgebreitet. Die schwimmende Torfinsel, die ständig ihre Form und jahreszeitlich ihre Farbe verändert, die Seerosen und die überhängenden Zweige einiger Bäume - leider viel weniger als früher - sind eine Augenweide.
Ganz im Gegensatz dazu ist der Anblick des Waldes auf der eiszeitlichen Moräne auf der Nord- und Ostseite, wo der größte Teil der Baumfällarbeiten stattfand, unerfreulich. Die Spuren der ‚Ausräumung’ sind noch deutlich zu erkennen. Der Wald sieht irgendwie ‚gerupft’ aus, ohne Harmonie. Im Informationsblatt des Regierungspräsidiums Freiburg war vor Beginn der Aktionen von ‚Pflegemaßnahmen’ die Rede, von ‚schonender Durchforstung’. Versprochen wurde ein ‚Beitrag zum nachhaltigen Artenschutz und zur Erhaltung des Landschaftsbildes’ mit dem Ziel, ‚dass sich hier ein natürlicher Hainsimsen-Buchenwald entwickeln kann’. Wenn man das bisherige Ergebnis betrachtet, kann man nur höhnisch lachen. Oben auf dem abgeflachten Kamm der Moräne ist eine gewisse positive Entwicklung zu erkennen. Hier wächst vermehrt Gras. Offensichtlich lässt man hier auch schon Vieh weiden, wie an den ‚Hinterlassenschaften’ zu erkennen ist.
Seit Ausbau des Parkplatzes unterhalb des Weihers vor mehreren Jahren, ist an heißen Sommertagen der Zustrom von Besuchern, die schwimmen gehen wollen, gewaltig. Nach einer längeren Schönwetterperiode sieht das Wasser in der Badebucht trüb aus. Schlieren von Sonnenölresten sammelt sich in den Buchten.
Der Weiher ‚erholt’ sich erst wieder, wenn kühlere Regentage folgen. Wir hatten die Befürchtung, dass die Gemeinde Neuenweg als ‚Tourismusfördermaßnahme’ die Liegewiesen erweitern würde. Das ist zum Glück nicht geschehen. Die Gemeinde hat den Grillplatz erneuert, viele Bänke aufgestellt und sorgt für die Sauberhaltung des Geländes. Schön wäre es, wenn sie auch die nächtlichen Trinkorgien am See und das wilde Zelten verhindern würde. Eine andere Unsitte wird leider durch niemanden unterbunden. Viele Besucher kommen mit Hunden und lassen diese im Weiher schwimmen. Das ist, wie jeder auf den Infotafeln lesen kann, verboten. Keiner kümmert sich darum, weil es ja alle machen.
Ob Herr Schwald, Bürgermeister von Neuenweg, mit seiner Fischerhütte ein gutes Geschäft macht, kann ich nicht beurteilen. Sein Umsatz ist natürlich stark vom Wetter abhängig. Einen Massenandrang habe ich noch nie beobachtet. Fünf Monate im Jahr
ist die Fischerhütte in der kalten Jahreszeit nur am Wochenende geöffnet. Einen Monat dauern die Betriebsferien. Das sind keine günstigen Voraussetzungen, um Reichtümer zu erwerben.
Meine >>neusten Fotos<< habe ich am 19. August 2010 gemacht. Sie sollen zeigen, wie augenblicklich die Weiherlandschaft aussieht, einerseits die attraktiven und andererseits auch die unerfreulichen Seiten. Es schadet nicht, wenn der Besucher auch mit kritischem Blick den Weiher umrundet.

Jörg Bandell, Staufen

   
 
August 2010

Hallo und guten Tag
 
Nachdem ich jetzt gelesen habe, was aus dem schönen Nonnenmattweiher
geworden ist, möchte ich meine Gefühle zum Ausdruck bringen:
Meine Frau und ich fanden den Nonnenmattweiher während einer
Urlaubswanderung in den frühen Abendstunden Anfang Oktober 1996 eher
zufällig. Wir waren hingerissen und überwältigt von der Natürlichkeit dieses
Waldgewässers und seinem von schönem Baumbestand bewachsenen Ufern. So etwas
hatten wir in dieser Vollkommenheit noch nicht gesehen.
Romantik pur. Es fehlte nur noch der Frosch, der ans Ufer schwamm und
verkündete, dass er ein verwunschener König sei.
Weil wir ganz woanders zuhause sind, kamen wir leider nie mehr dort hin.
Aber die Erinnerung an diesen Ort hat uns in späteren Jahren immer wieder
die Kraft gegeben, manche miesen Alltagssituationen durch zu stehen.
Was nun aus diesem Kleinod geworden ist, haben wir erst jetzt im Internet
gelesen und uns sind die Tränen gekommen.(…)
 
Es war uns damals schon klar, dass dieser stille Waldsee mit dem
romantischen Flair und dem verwunschenen Charakter nie etwas für den
Massentourismus sein würde. Aber genau das hat man jetzt durch die
umgebende Landschaftsvergewaltigung erreicht.(…)
 
Viele Grüße von Gert Schwalm

   
 
Juli 2010

Guten Tag Herr Quartier

ich wende mich an Sie und nicht an die Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Freiburg), da wohl niemand sich einen Deut um die Zustände dort scheren wird.
Wie oben erwähnt, war ich mit meiner Frau am Sonntag den 11.07. früh um 8:00 zum Baden am See. Mich wunderte sofort, dass dort zwei Zelte standen, direkt an der Badebucht.
Im Laufe des Morgens kamen immer mehr Menschen auch solche mit Hunden, die dort mit ihren Tieren fröhlich badeten. Weiterhin gab es Wasserfahrzeuge, ein Motorroller, mehr oder weniger laute Musik und mutwilliger Menschenlärm, schlimmer wie in einer Badeanstalt. Das sind alles Dinge die eigentlich verboten sind. Von einem Ranger weit und breit keine Spur.
Da Sie sich offensichtlich mit dem NSG gut auskennen, möchte ich Sie fragen, wer denn das alles kontrolliert und ggf. sanktioniert?
Die Naturschutzschilder wirken ja wie ein Hohn, wenn direkt davor gezeltet wird. Können Sie mir sagen, ob es etwas nützt, wenn man sich an die Behörden wendet? Oder muss man da einfach zusehen, wie sich ein kleiner Teil der Besucher erfolgreich über jede Regel hinwegsetzt und der Umwelt Schaden zufügt?
Über eine Antwort und eventuell eine Anlaufstelle für Beschwerden wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüssen

Walter Zimmermann
 

   
 
august 2009

guten tag,

ja - mir ist der nonnenmattweiher sozusagen ans herz gewachsen. immer mal wieder (wegen zeitmangel nicht so oft) fällt mir der nonnenmattweiher ein. die sanfte kühle brise an heißen tagen, das weiche wasser, das diffuse licht in den bäumen und der duft des waldes. das alles wollte ich meiner alten 84 jährigen tante, (die noch sehr rüstig und waldverbunden ist), zeigen. wir fuhren letzten mittwoch, bei prächtigem wetter und offenem auto, los. sie wusste nicht wo es hinging, ich wollte sie überraschen. alles lief super wir kamen an den haldenhof, hintenrunter mit panaroma vom feinsten. dann der steile kleine weg bergab und den steilen hoch an den see. da begann unser horrortrip.

autos in reih und glied, eins nach dem andern, hätte gerne mein auto unten geparkt und wäre an den see gelaufen. das ging aber nur beschwerlich für meine tante. dachte wir schaffen es bis zum parkplatz. von dort wäre ein fußmarsch möglich gewesen. fuhren an den ersten autos vorbei, von oben kam uns ein auto entgegen, wir mussten zurückstoßen. 2. anlauf: fuhren langsam an engen stellen vorbei, in der mitte kamen uns autos von oben entgegen, außerdem noch ein mann, der uns die ganze zeit in den ohren hing: wieso lauft ihr denn nit? ich bin eine leidenschaftliche wanderziege, nur mit alten leuten ist man da eingeschränkt. der etwas penetrante mensch hörte nicht auf zu motzen, ich glaube der war frustiert, weil er laufen musste. während wir wieder zurücksetzen mussten um irgendwo eine stelle zu erreichen wo ein aneinandervorbeikommen möglich war, guckte der mann triumphiernd in die runde, weil wir sozusagen festsaßen. schweißperlen auf der stirn, rechts autos, links ging’s den wald runter. mit hilfe meiner alten tante kamen wir ohne absturz und beulen unten an der kehre an. wir verschwanden. der traum vom nonnenmattweiher war geplatzt. schade. hätte mir gewünscht, dass sie ihre alten füße in dem schönen kühlen see, hätte eintauchen können, die seerosen bewundern und ich mir mein erfrischendes bad hätte gönnen können.

ein vergessenes paradies – nur leider überfüllt. unsere reise endete auf der kälbelescheuer. da war’s ganz leer. nur leider kein see. meine tante wohnt in mannheim. Vielleicht klappt’s doch noch ein anderes mal, sofern sie dann noch lebt.

gruß aus staufen/freiburg

beate kiefer

 

   
 


Jörg Bandell aus Staufen, langjähriger Naturfreund des Nonnenmattweihers, schrieb am 30. Okt. 2007 eine Mail an Herrn Uwe Kerkhof, der als Diplombiologe im Referat Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Freiburg tätig ist:

Sehr geehrter Herr Kerkhof!

Ich nehme an, Sie wissen noch wer ich bin. Wir trafen uns im Sommer 2006 am Nonnenmattweiher, wo Sie mir freundlicherweise die bevorstehenden "Pflegemaßnahmen" des Regierungspräsidiums und der Gemeinde Neuenweg erläuterten. Sie wissen auch, dass wir - d.h. einige Freunde des Nonnenmattweihers, u.a. auch Herr Thomas Quartier aus Lörrach - in den letzten Jahren uns schon immer gegen größere Veränderungen im besagten Naturschutzgebiet ausgesprochen haben. Einige kritische Zeitungsartikel und auch ein Fernsehbericht gingen auf unsere Initiative zurück. Im Frühjahr 2004 hatte die Gemeinde Neuenweg unter der Leitung von Bürgermeister Schwald Holzfällarbeiten im Uferbereich des Nonnenmattweihers durchgeführt, die der Weiherlandschaft damals großen Schaden zufügten. Nachdem ich mit Ihnen gesprochen hatte, war ich von Ihren Vorhaben zwar nicht begeistert, hatte aber doch die Zuversicht, dass die Dinge diesmal geordnet und fachgerecht durchgeführt und zu einem guten Ende kommen würden.

Inzwischen sind die Holzarbeiten um den Weiher herum mehr oder weniger abgeschlossen. Nun frage ich Sie: Wie sind Sie mit dem, was da gemacht wurde zufrieden? Wurde hier "ein Beitrag zur Erhaltung des Landschaftsbildes und zum nachhaltigen Artenschutz" erbracht, wie Sie in Ihrem farbigen Informationsblatt angekündigt hatten? Entsteht hier jetzt ein schöner Hainsimsen-Buchenwald in dem Warzenbeißer, Neuntöter, Arnika und Flügelginsterweide wieder heimisch werden? -

Nachdem ich in letzter Zeit mehrmals am Weiher war, habe ich meine Zweifel. Ich muss mich deutlicher ausdrücken: Ich bin ehrlich gesagt entsetzt, wie mit dem Wald umgegangen wurde. Er sieht aus wie ein halb gerupftes Huhn!! Eigentlich müsste auch Ihnen als Biologe bei so einem Anblick das Herz bluten. Das ist doch keine "schonende Durchforstung", wie da versprochen wurde! Ich weiß, dass die Natur mit uns gewalttätigen Menschen z.T. gnädig umgeht und mit neuem Grün manchen Schaden zudecken wird. Doch da werden wohl Jahre vergehen. Das Schlimme ist auch: die Weiherlandschaft hat ihren eigentümlichen Charakter verloren. Die Atmosphäre hat sich völlig verändert und wird auch immer eine andere sein. Den alten Nonnenmattweiher, so wie wir und viele Menschen ihn geschätzt haben, wird es so nicht mehr geben. Der Aufwand, der betrieben wurde, ganz abgesehen auch von den Kosten, steht in keinem Verhältnis zu dem Erreichten und auch zu dem, was sich in Zukunft noch entwickeln kann.
Warum wurden im Wald neue Wege angelegt und die, die um den See herum führen, z.T. stark verbreitert ? Was hat das mit Ihren Vorhaben zu tun? Autos und Traktoren verkehren hier, wie von mir und anderen mehrfach beobachtet wurde. Es ist eine Schande!
Herr Quartier hat in einem Brief an Herrn Witzleben vorgeschlagen, den Status eines Naturschutzgebietes aufzuheben. Ich stimme dem zu. Wenn man die Ziele eines 'Naturschutzgebietes' und dessen Verordnung ernst nimmt, dürfte nicht so gehandelt werden, wie man es im Nonnenmattweihergebiet getan hat. Die Hinweistafel, die direkt am Ufer des Weihers steht und zum sorgfältigen Umgang aufruft, ist eigentlich Hohn und Spott. Kein See oder Weiher im gesamten Schwarzwald hat bisher so eine Behandlung erfahren wie der Nonnenmattweiher. Es ist ein Jammer!!
Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, dass ich so verärgert bin. Vielleicht haben Sie Verständnis, denn verlaufen die Dinge alle so, wie Sie es wollten? - Ich kann es mir nicht denken.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Bandell (aus Staufen)

Am 13. Nov. 2007 hat sich Herr Kerkhof telefonisch bei Herrn Bandell gemeldet. Herr Kerkhof zeigte Verständnis für die kritische Beurteilung der augenblicklichen Situation. Nach den Durchforstungsarbeiten sehe der Wald am Nonnenmattweiher tatsächlich sehr unansehnlich aus. Der Natur müsse allerdings für eine neue Entfaltung Zeit gegeben werden. Man müsse Geduld haben. Herr Kerkhof ließ erkennen, dass er nicht mit allen Waldarbeiten zufrieden sei. Einige forstliche Maßnahmen seien vom zuständigen Forstamt eigenständig ohne Absprache mit dem Regierungspräsidium durchgeführt worden.
Möglicherweise wird Herr Kerkhof auch in dieser Homepage hier noch Stellung beziehen.

 

   
 


11. November 2007

Hallo,

wir sind über Ihre Web-Site sehr froh, waren wir doch vergangene Woche dort oben, erst durch die Recherche im Net wurden uns die Ausmasse klar. Es ist ein Frevel an der Natur, der aus wirtschaftlichen oder lokalpatriotischen Gründen auch noch begründet wird !

Wenn wir nicht familiär in der Regio eingebunden wären ( und die Regio sehr schätzen) , würden wir uns wieder mehr in das Berner Oberland orientieren. Die "Firschte" sind dort schon lang nit mehr die, die es Saage henn!, un mir werre dr Fischerhütt nü me b`süeche!

Ganz liebe Grüße und  Bon Courage,

Lutz Herbst und Anhang
 

   

^ 


15. Juli 2007

Hallo,

aus den nördlichen Gefilden sind wir in den Südschwarzwald gereist, um hier unseren Urlaub zu verbringen.
In vielen Prospekten wird der Nonnenmattweiher als ein idyllisch gelegener Karsee in wunderschöner Natur mit Badestelle gepriesen. Bei den heutigen hochsommerlichen Temperaturen lag also ein Besuch dieses Sees nahe.

Was wir vorfanden, war jedoch alles andere als Idylle ! Massenweise gefällte Bäume, zerschundene Uferböschung, und verlogene Schilder welche weis machen wollen, dass dies im Interesse der Natur, von Fauna und Flora geschieht und wieder extensive Weidebewirtschaftung am Nonnenmattweiher erfolgen soll. Natürlich, und deshalb sterben ja die Höfe im Südschwarzwald einer nach dem anderen, weil Weidevieh so eine lukrative Geldquelle ist. Die Krönung sind die Hinweisschilder auf das Naturschutzgebiet, eines unmittelbar bei der Badebucht. Davor ein breiter Streifen mit aufgekippter Kuhscheiße, dass es bei diesen Temperaturen nur so stank und die Fliegen anzog. Der gesamte Bereich um den Nonnenmattweiher sieht eher wie nach einem Bombenangriff aus.


Es braucht nicht viel um mitzubekommen, dass hier wirtschaftlicher Profit im Vordergrund steht und die Natur, bzw. der Naturschutz einen Dreck interessieren, wenn es ums Geld geht. Die Preise für Holz sind massiv gestiegen und die Gemeinden im kleinen Wiesental brauchen dringendst Geld, weil ihnen der Geldhahn im Zuge von Sparmaßnahmen abgedreht wird. Daher weht der Wind, aus Profitgier und kurzsichtiger Denkweise wird ein Kleinod über viele Jahrzehnte zerstört. Was und wen interessiert schon Natur, was interessieren die Erholungswünsche der Gäste, einen Scheiß interessieren die, wenn es Geld zu holen gibt.

Abschließend bleibt die Frage wer hier für diese Natur und Umweltzerstörung federführend ist. Wer 1 und 1 zusammenzählen kann hat diese Frage schnell beantwortet.

Der Besitzer der Fischerhütte ist nicht auch zufälligerweise Bürgermeister der Gemeinde Neuenweg ??
Und Bürgermeister haben doch das Sagen in ihrer Gemeinde, oder ist das im Südschwarzwald anders...??


Bleibt zu hoffen, dass die Natur sich regeneriert und der Nonnenmattweiher irgendwann mal wieder dieser idyllisch gelegene Karsee ist. Viele Jahrzehnte werden vergehen....


Andres Vonstetten

Gelsenkirchen

für 2 Wochen Gast im Südschwarzwald

 

   

^

 

   
   
   

^

 

Klaus Schmidt, Müllheim:

Nachdem wir am 14. Juni 2007 eine kleine Wanderung vom Haldenhof zum Nonnemattweiher machten, mussten wir feststellen, dass enorme Eingriffe in den Waldbestand rund um den Nonnemattweiher vorgenommen wurden. Unter anderem auf der Höhe vom Wanderweg mit jetzt direktem Blick zum Nonnemattweiher, bisher war der Weiher von dort aus noch nicht zu sehen, nun hat man einen Kahlhieb vorgenommen, der sofort den Blick zum Nonnenmattweiher frei gibt.

Es wurden Wege für Transport-Maschinen angelegt, z.T. wurden die Wege durch die Transport-Maschinen beschädigt bzw. aufgewühlt.

Um die Baumstämme wegzuschaffen braucht man Monate um das Gebiet wieder frei zugänglich zu machen. Ganz abgesehen von den Ästen die teilweise verbrannt, aber zum großen Teil noch auf dem Gelände herumliegen.

Dies nur ein paar kurze Schilderungen, die Frage die bleibt:

"Wer ist denn für den Naturschutz zuständig in diesem Gebiet und wer genehmigt solche starken Eingriffe?"

 

   
   

^

 

Hannes Kneusslin, Schopfheim:

Hallo Herr Quartier!

Wir finden den Nonnenmattweiher klasse. Ein toller Ort, um sich auszuruhen und zu schwimmen.

Aber wieso bloß werden dort in letzter Zeit so viele Bäume einfach abgeholzt?? Es gibt schon einige wirklich hässliche kahle Stellen rund um den See, ganz zu schweigen von den Schäden die die Bagger etc. dort mit ihren Groben Stollenreifen anrichten. Wieso tut man einem solchen Ort so was an? Gibt es nicht genug Wälder, die nur gewachsen sind, dass der Mensch das  Holz nutzen kann? Wieso werden in einem solchen schönen NSG einfach so schöne Bäume gefällt?

Der See hat so viel von seiner Schönheit eingebüßt, wirklich schade?

Wissen Sie vielleicht einen triftigen Grund warum dies geschieht? Oder ist es einfach nur der Bedarf an Holz, der gedeckt werden muss, ungeachtet der Tatsache das es ich dort um ein "NSG" handelt??

Waldige Grüße aus Schopfheim, Hannes

 

   

^


Jörg Bandell aus Staufen schreibt als einheimischer und langjähriger Naturfreund des Nonnenmattweihers::

Wer als Tourist im Südschwarzwald sich den Ortsprospekt und die Internetseite von Neuenweg ansieht, dem wird das Naturschutzgebiet Nonnenmattweiher als

"ein Ort der Entspannung, Ruhe und Erholung für den stressgeplagten Menschen unserer Zeit"

schmackhaft gemacht. Wie enttäuscht, wenn nicht entsetzt, muss dieser Tourist sein, wenn er zur Zeit das Weihergebiet aufsucht. Von weitem hört er schon den Lärm gewaltiger Maschinen, die sich durch den Wald arbeiten, Bäume umlegen, mit grober Gewalt das Gelände durchpflügen und, wie es scheint, z.T. chaotische Zustände schaffen. Und das alles - man kann es kaum glauben - zu einem guten Zweck!!  Die Gemeinde Neuenweg und die Naturschutzverwaltung des Regierungspräsidiums Freiburg haben sich zum Ziel gesetzt, hier am Nonnenmattweiher 'Pflegemaßnahmen' als "Beitrag zum nachhaltigen Artenschutz und zur Erhaltung des Landschaftsbildes" durchzuführen. (Siehe dazu Hinweistafel).

Nachdem im Jahr 2004 dem Weihergebiet durch das Abholzen von 300 Festmeter Holz im Uferbereich großer Schaden zugefügt worden war, reagieren wir und andere sehr empfindlich auf Veränderungen. Nach unserer Meinung wären auch die jetzigen Erneuerungsmaßnahmen nicht unbedingt notwendig gewesen, auch wenn diese diesmal durchdacht und von kompetenten Biologen begleitet werden. Wir hätten es auch für sinnvoll gehalten, das Naturschutzgebiet möglichst unverändert sich selbst zu überlassen. Weiher und Wald, gerade in ihrer Unvollkommenheit, hatten ihren eigenen Reiz und Charme.

Doch den Nonnenmattweiher, wie wir ihn noch vor drei Jahren kannten und liebten, gibt es nicht mehr und wird es nie wieder geben.

Der 'neue' Nonnenmattweiher ist noch lange nicht fertig. Auch nach Ende der Holzarbeiten wird noch viel Zeit vergehen, bis die Natur so gnädig ist, die Eingriffe auszugleichen und zu überdecken. Schon jetzt lassen sich neue Eigentümlichkeiten feststellen: Der Wald um den Weiher wird jünger, lichter und heller. Die alten, z.T. kranken und abgestorbenen Fichten verschwinden, Laubbäume herrschen vor. Die Konturen der Hügellandschaft um den See, vor allem der Moräne, werden deutlicher. Schauen wir also einigermaßen optimistisch, aber auch etwas wehmütig, nach vorne und hoffen, dass uns der Nonnenmattweiher möglichst bald wieder in neuem Gewand gefallen wird.

 

   
   

^

Bereits 2006 schrieb Irena Brezna aus Basel. Leider ist vieles von dem Befürchteten inzwischen eingetreten:

Schwarzwälder Stammesleben

 

Wie die Freiburger Naturschutzbehörde und die Gemeinde Neuenweg das Naturschutzgebiet „Nonnenmattweiher“ im Südschwarzwald verschandeln

 

Er wird verehrt und geliebt im ganzen Dreieckland. Ein bis zu sieben Meter tiefer, schwarz glänzender Torfsee, entstanden durch einen Gletscher in der Eiszeit, von Menschenhand gestaut und umgeben von steilen, bewaldeten Hängen. Eine Legende erzählt, dass an der Stelle des heutigen Nonnenmattweihers früher ein Nonnenkloster stand. Doch da Mönche Nachts zu den Nonnen geritten gekommen waren, um mit ihnen Liebschaften zu pflegen, versank das Kloster zur Strafe in der Erde, und ein unergründlicher See ergoss sich darüber. Vor über 80 Jahren kam ein Verhängnis über den Nonnenmattweiher - der Damm brach, und der See floss ganz aus. Danach gab es ihn 10 Jahre lang nicht. Obwohl der Nonnenmattweiher 1987 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, um erhalten zu bleiben, haftet ihm weiterhin ein Verhängnis an, das wenig mysteriös ist.

 

„Steht mir ein Scheiss-Baum im Wäg, haue ich ihn ab“, gibt der Bürgermeister von Neuenweg Werner Schwald seine Philosophie preis, dank der in den letzten zwei Jahren Hunderte von Bäumen rund um den Nonnenmattweiher weichen mussten, viele davon 100 bis 150 Jahre alt. Die Kompetenz für den Naturschutz leitet er schlicht von seiner Ortsansässigkeit ab: „Wir lebe doo, wir wisse, was z` tue isch.“ Verärgert über fremde Einmischung gibt der Dorfkönig Gas, um zum Restaurant „Fischerhütte“ zu kommen, das mitten im Naturschutzgebiet steht. Dort ist er Wirt und Besitzer. So wie seine Leibesfülle in die Weite geht, so auch sein Besitzdenken, das er auf die hügelige Natur rings um das putzige Dörfchen Neuenweg mit seinen 300 Seelen ausweitet. 

 

Der für das 70 Hektar grosse Naturschutzgebiet zuständige Beamte von der  Freiburger „Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege“ Uwe Kerkhoff hat schon dank seinem norddeutschen Namen mitten im Schwarzwälder Stammesleben keinen einfachen Stand. Auch spricht der blonde Fremde nicht den hiesigen Dialekt. Als wäre er bemüht, diese hör- und sichtbaren Nachteile auszugleichen, windet er sich diplomatisch wie er nur kann. Zwar bemängelt er beim Haudegen Schwald ein „Fingerspitzengefühl bei der Naturpflege“, doch er lässt ihn dafür keine Konsequenzen spüren. Hört man seinem hilflosen Refrain zu: „Wir von der Naturschutzbehörde können nichts tun“, bekommt man den Eindruck, dass im Badischen noch autokratische Fürsten leben, die sich keiner Obrigkeit zu beugen brauchen. Das Problem ist schon in der diffusen Gesetzregelung angelegt - das Naturschutzgebiet darf vom Pächter bewirtschaftet werden, allerdings schonend, doch das legt sich dieser auf eine einträgliche Art aus. Im „Staatlichen Forstamt“ in Schopfheim seufzt dessen Leiter Dr. Gerhard Rieger: „Wir vom Forstwesen müssen eben auf den Ertrag achten.“

 

Mit gedämpfter Stimme äussert Kerkhoff sein Unbehagen über die sich häufenden Schäden. Eine Langlaufloipe, die durch das Naturschutzgebiet führt, wurde so großspurig ausgeführt, dass sechs Männer nebeneinander darauf gehen können. Da bei der Ausweitung drei Riesenfichten dem großspurigen Bürgermeister im Weg zu stehen wagten, liegen sie jetzt erlegt neben seiner „Fischerhütte“. Kerkhoff stammelt: „Das Fällen war mit uns nicht abgemacht.“ Christoph Huber vom Landratsamt in Lörrach staunt: „So breit habe ich mir den Weg nicht vorgestellt.“ Diese neuste Grobheit ist aber eine Lappalie. Als im Frühling 2004 eine brutale Abholzaktion direkt am Weiherufer ausgeführt wurde (300 Festmeter Tannen- und Fichtenholz wurden damals an das Schwarzwald Sägewerk Echtle und anderswo verkauft), die das schattige Gesamtbild des Weihers zunichte gemacht hatte, fand Kerkhoff das Vorgehen der Gemeinde „unsensibel“ und bedauerte zudem, dass „die Bäume während der Brutzeit der Vögel gefällt wurden“. Doch mehr als Rüge für diesen „Skandal, bei dem wirtschaftliche Gründe im Vordergrund standen“ (Zitat Kerkhoff) gab es nicht. Dass der verantwortliche Forstwart Joachim Trautwein gleichzeitig stellvertretender Bürgermeister von Neuenweg ist, der zum Wohl der Gemeindekasse „Licht in den Wald“ bringt - er spricht auffallend viel vom Licht, bloss das wahre Motiv belässt er gerne im Dunkeln - findet Kerkhoff „eine unglückliche Konstellation.“ Diese doppelte Funktion ähnelt dem Jäger, der den Tierschutzverein leitet.

 

Nun hat die Naturschutzbehörde die Flucht nach vorne ergriffen. Statt Rügen für ständige Verstösse gegen die Naturschutzverordnung erteilen zu müssen, gibt sie Geld für diese. Im Oktober dieses Jahres soll eine von der Naturschutzbehörde finanzierte breitangelegte Rodung in zwei Etappen rund um den Weiher anfangen. Um dem zu erwartenden Aufschrei seitens der Liebhaber des Ortes vorzubeugen, wird das Abholzen von Kerkhoff als „Rückkehr zum ursprünglichen Schwarzwaldbild mit seiner Kulturlandschaft“ angekündigt. Bei solcher Traditionsverbundenheit wird ausgeblendet, dass es vor 100 Jahren den Schwarzwald gar nicht mehr gab. Man hatte ihn fast kahl gerodet und dann mit wenig anspruchsvollen Fichten bepflanzt.

 

Die erste Rodung soll einen Teil des Waldes gänzlich zum offenen Weideland machen, obwohl es ringsum schon riesige Weiden und kaum Rinder gibt, und die zweite Rodung beabsichtigt einen weiteren, grösseren Teil zum Weidewald „zu lichten“, um im hiesigen Fachjargon zu bleiben. Das Vorhaben wird mit einer abstrakten Antifichtentheorie begründet: Dank den Fehlern aus der Vergangenheit gibt es zu viele Fichten im Schwarzwald, daher ist das Fichtenfällen eine gute Tat. Die Laubbäume sollen stehen bleiben. Nun sind es aber über 80% Fichten, die dem Weiher den besonderen beschützenden Charakter geben. Warum soll ausgerechnet hier der Kampf gegen die Fichten ausgetragen werden, der, bezogen auf den Schwarzwald im Allgemeinen, seine Berechtigung haben mag?

 

Kerkhoff schwärmt von Ziegen, die nach der getanen „Pflegemassnahme“, wie die Rodung vorsichtig genannt wird, dort weiden sollen. Da fragt man sich, inwieweit das domestizierte Bürodasein in der Naturschutzbehörde schuld an solchen Paradiesbildern ist. Das Berufs- und Wirtschaftskredo heisst offenbar: Der Schwarzwald darf nicht schwarz bleiben. Überhaupt stellt sich im Kontakt mit den Fachleuten schnell ein schizophrenes Gefühl ein - da wurde dieses Jahr ein ganzer Hang im Herzen des Naturschutzgebiets, oberhalb des Weihers gerodet, die Stämme liegen kreuz und quer, es ist ein schmerzhafter Anblick, doch in der Forstsprache heisst es heiter „Verjüngung“ - das bedeutet nicht etwa Pflege des Alten, sondern dessen Euthanasie. Trautwein empört sich: „Wozu soll ein Baum 100 Jahre alt werden? Wenn wir ihn lassen, wird er sogar 500 oder 1000 Jahre alt!“ Schwald drückt sich knapper aus: „Alles Borkenkäfer!“ Der Borkenkäfer befällt die Fichten wie ein Guerillakämpfer, doch muss man gegen ihn mit einer Flächenbombardierung vorgehen?

 

Die Sprache, die Licht-, Wärme- und Luftschaffen beschwört, erinnert an Hirnwäsche - mit der erwünschten Folge, dass man an der eigenen Wahrnehmung zu zweifeln beginnt und nicht aufmuckst. Immerhin, eine dissidente Stimme, unterzeichnet mit „Freunde von Nonnenweg“ wurde in der lokalen Schopfheimer Ausgabe der „Badischen Zeitung“ vom 22. Juli publiziert: „Eine Weide ist kein zukunftsweisendes Projekt, für das heute noch Gelder von Naturschutzbehörden bereitgestellt werden sollten, ein naturnaher Mischwald, wenn überhaupt in die Natur eingegriffen wird, wäre es schon eher. Allein die Vorstellung, dass vier Hektar Wald in einem Naturschutzgebiet gefällt werden, ist die reinste Absurdität, vor allem, wenn keinerlei Notwendigkeit vorliegt.“ Um die Demokratie in Neuenweg ist es schlecht bestellt. „Die Freunde von Neuenweg“ baten die Redaktion, aus Angst einen fiktiven Namen benützen zu dürfen.

 

Auf den Hinweis, dass laut der „Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg über das Naturschutzgebiet Nonnenmattweiher“ „insbesondere Kahlhiebe zu unterlassen sind“ (§ 5 Abs. 4), sagt Kerkhoff zerstreut: „Ach, ich weiss den genauen Wortlaut nicht.“ Das Ergebnis solcher „Unwissenheit“ gekoppelt mit der Selbstherrlichkeit des Pächters wird man im Herbst bewundern dürfen. Die Besucher strömen hierher aus grossen Distanzen, auch aus Basel und Mulhouse, ehrfürchtig lesen sie die Tafeln, auf denen sie aufgefordert werden, ja kein Blümchen zu pflücken. Ihr Vertrauten in die Behörden ist unerschütterlich, fatalistisch meinen sie, es seien wohl Stürme, die diesen Ort immer wieder heimsuchten. Klärt man sie jedoch auf, kommt Empörung und Schmerz hoch.

 

Das auf 700 Meter Höhe gelegene Dorf Neuenweg lebt vom Tourismus. Indem die Gemeinde die ihr anvertraute einmalige Oase zerstört, untergräbt sie ihre eigene Existenz. 2001 gewann Neuenweg einen Preis als eines der schönsten Dörfer Deutschlands, Werner Schwald nahm die Goldmedaille für Baden-Württemberg entgegen. Das wäre heute kaum möglich. Denn schon seit über einem Jahr steht beim Dorfplatz die zerbröckelnde Ruine eines ausgebrannten Wirtshauses - auch als Mahnmal für die hiesige hirnverbrannte Naturpolitik. 

 

Von Irena Brezna

 

Die Autorin lebt als Publizistin und Buchautorin in Basel. 

www.brezna.ch

   
   

webmaster@nsg-nonnenmattweiher.de